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Immer die gleichen Streits? Das Drama-Dreieck kann helfen.

Konflikte gehören zum Leben – sie entstehen, wenn unterschiedliche Wünsche, Erwartungen oder Bedürfnisse aufeinandertreffen. Besonders in langfristigen Beziehungen, sei es mit Partner*innen, Familienmitgliedern, Freund*innen oder Kolleg*innen, gibt es immer wieder Reibungspunkte. Manche Konflikte fühlen sich dabei an wie eine Endlosschleife. Immer die gleichen Streits bedeutet auch: immer das gleiche Muster, die gleichen Vorwürfe, nur vielleicht mit einem anderen Auslöser. Kommt euch das bekannt vor?

Warum das so ist und wie ihr euch aus diesen belastenden Dynamiken befreien könnt, schauen wir uns heute genauer an – mit einem kleinen Exkurs in die Welt der Märchen.

Märchen und Konfliktdynamiken: Ein Blick auf das Drama-Dreieck

Nehmen wir das Märchen Rotkäppchen als Beispiel. Ein kleines Recap für diejenigen unter euch, die sich nicht mehr so ganz genau erinnern können:

Rotkäppchen ist ein junges Mädchen, das von ihrer Mutter beauftragt wird, ihrer kranken Großmutter Essen zu bringen. Auf dem Weg durch den Wald trifft sie den bösen Wolf, der sie mit Fragen ausspioniert und sie geschickt ablenkt. Während Rotkäppchen sorglos Blumen pflückt, eilt der Wolf zum Haus der Großmutter, frisst sie und nimmt ihren Platz ein. Als Rotkäppchen ankommt, wird sie ebenfalls verschlungen, doch ein Jäger kommt rechtzeitig, schneidet den Wolf auf und rettet beide. Schließlich füllen sie den Bauch des Wolfes mit Steinen, sodass er stirbt.

Wenn wir die Großmutter aufgrund ihres eher kurzen Auftritts als Nebenfigur einordnen, kommen wir auf die folgenden drei Hauptfiguren: Rotkäppchen, der böse Wolf und der Jäger. Diese Hauptfiguren nehmen dabei jeweils verschiedene Rollen ein. Zunächst ist da Rotkäppchen, das Opfer des bösen Wolfs, der hier als Bösewicht oder Verfolger auftritt und dann haben wir natürlich noch den Jäger, der hier als klassischer Held und Retter auftaucht.

Schaubild des Drama-Dreiecks als Erklärung für immer die gleichen Streits: Opfer, Verfolger*in, Retter*in in einem Dreieck angeordnet mit jeweils Pfeilen in beide Richtungen zwischen den Rollen.

Diese Rollen lassen sich nicht nur in Märchen oder Filmen, sondern auch in realen Konflikten und Streits wiederfinden. Das sogenannte Drama-Dreieck nach Stephen Karpman, einem US-amerikanischen Psychiater, beschreibt genau dieses Muster. In Streitsituationen nehmen wir – meist unbewusst – eine dieser drei Rollen ein und wechseln häufig innerhalb eines Konflikts zwischen ihnen hin und her. Diese Konfliktdynamik hält unsere Streits am Laufen und führt dazu, dass wir immer wieder die gleichen Streits führen – zermürbend!

Die drei Rollen im Drama-Dreieck

🔹 Die Opferrolle. Wenn wir in unseren Opfergefühlen stecken, empfinden wir uns als machtlos, übernehmen wenig Verantwortung und hoffen auf Hilfe von außen.
Typische Sätze:
🗣️ „Ich kann das einfach nicht.“
🗣️ „Warum passiert das immer mir?“
🗣️ „Nie kriege ich etwas richtig hin.“

🔹 Die Verfolger*innenrolle. In der Verfolger*innenrolle üben wir Kontrolle und Kritik aus, manchmal auch mit harscher Sprache und Druck. Oft merken wir erst im Nachhinein, dass wir in diese Rolle gerutscht sind. Dann ärgern wir uns über uns selbst und das was wir gesagt haben.
Typische Sätze:
🗣️ „Nie machst du etwas richtig!“
🗣️ „Wie oft muss ich dir das noch sagen?“
🗣️ „Kannst du jetzt bitte endlich …?“

🔹 Die Retter*innenrolle. Als Retter*innen helfen wir anderen, oft ungefragt, und stellen zunächst die eigenen Bedürfnisse hintenan. Wir halten uns für unverzichtbar und machen uns unentbehrlich.
Typische Sätze:
🗣️ „Komm, ich mache das für dich.“
🗣️„Lass mich dir helfen!“
🗣️ „Soll ich mal eben …“

Aus der Retter*innenrolle brauchen wir ein Opfer, um das wir uns kümmern können. Besonders nahe liegt uns allerdings die Verfolger*innenrolle: Wenn wir zu lange unsere eigenen Bedürfnisse nicht äußern und so nicht mit ihnen gesehen werden, baut sich Frustration und Wut auf. Von „Komm, ich mach das für dich“ zu „Immer mache ich alles für andere und um mich kümmert sich keiner!“ ist es gar nicht mal so weit, wie es auf den ersten Blick aussieht.

Wie(so) geraten wir in dieses Muster?

Konflikte folgen oft einer bestimmten Dynamik, in der sich die Rollen ergänzen. Ein Opfer braucht einen Retter, ein Verfolger ein Opfer. Und wir selbst wechseln in Streitgesprächen meist zwischen diesen Rollen hin und her. Dazu kommt, dass wir meist eine Lieblingsrolle haben – eine Rolle, in die wir besonders leicht fallen, weil sie uns vertraut ist. Sie entsteht durch unsere Persönlichkeit und Sozialisation – besonders durch unsere bisherigen Konflikterfahrungen.

In langjährigen Beziehungen oder Freundschaften stabilisieren sich diese Rollen oft so stark, dass wir schon im Voraus wissen, wie ein beginnender Streit ablaufen wird – wie in einem festgelegten Drehbuch führen wir immer die gleichen Streits.

Wie können wir aus dem Drama-Dreieck aussteigen?

💡 Wichtig zu verstehen: Es handelt sich um Rollen, nicht um Persönlichkeitsmerkmale! Das bedeutet, dass wir sie so wie wir sie annehmen, sie auch wieder ablegen können! Das heißt auch: Wir müssen nicht immer die gleichen Streits führen!

➡️ Bewusstsein schaffen: Analysiert eure Konflikte – welche Rolle nehmt ihr oft ein? Welche Rolle übernimmt euer Gegenüber?

➡️ Einladungen ablehnen: Wenn jemand euch Angebote macht, in das Drama-Dreieck einzusteigen (z. B. „Nie machst du das richtig!“ als Einladung, in die Opferrolle zu rutschen), versucht, nicht automatisch darauf einzusteigen.

➡️ Atmen & reflektieren: Statt direkt zu reagieren, nehmt euch einen Moment Zeit, tief durchzuatmen und bewusst zu entscheiden, wie ihr antworten möchtet.

Take-Home-Impulse

📌 Schaut euch eure Konflikte mit bestimmten Personen genauer an – gibt es wiederkehrende Muster?

📌 Sprecht außerhalb von akuten Streitsituationen über diese Dynamiken.

📌 Übt, bewusst aus dem Drama-Dreieck auszusteigen, indem ihr Verantwortung für eure Reaktionen übernehmt.

Der erste Schritt aus wiederkehrenden Konflikten ist das Bewusstsein für die eigene Rolle… und die gute Nachricht ist: Ihr könnt lernen, euch aus diesen Mustern zu befreien! 💡

➡️ Hat das Drama-Dreieck dich angefixt? Willst du deine Konflikte noch besser verstehen?
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